1940: GERMANISIERUNG UND NAZIFIZIERUNG VON ELSASS UND MOSELLE

Germanisierung und Nazifizierung
im Elsass und im Departement Moselle

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1940

Das Waffenstillstandsabkommen legt in keinem Absatz fest, was mit dem Elsass und dem Departement Moselle geschehen sollte. Dennoch besetzen die Deutschen unverzüglich die drei Departements Haut-Rhin, Bas-Rhin und Moselle. Bereits im Juli 1940 wird die Frankfurter Grenze wiederhergestellt. Das Elsass wird an dem Bezirk vom Bade und das Departement Moselle an den Bezirken von Saarland und des Pfalz angegliedert. Die beiden Regionen werden von den Gauleitern Wagner (Elsass) und Bürckel (das Departement Moselle) geleitet, die mit vollen Vollmachten ausgestattet sind.

Innerhalb kürzester Zeit organisieren sie die Rückkehr der evakuierten Bevölkerung. Nicht alle dürfen zurückkehren. Einige ziehen es vor, in Frankreich zu bleiben, andere werden als unerwünscht eingestuft und an der Grenze zurückgewiesen. Mehr als 100 000 Elsässer und Moselaner kehren 1940 nicht mehr in das Elsass und das Departement Moselle zurück, einige engagieren sich in den Maquis und im Widerstand, andere setzen ihr Leben im Südwesten fort. Gleichzeitig möchten die Nazis die lokale Bevölkerung bezaubern, deswegen befreien sie die aus diesen Regionen stammenden Kriegsgefangenen.

Die „Entfranzisierung“ greift in alle Bereiche des täglichen Lebens ein: das Verbot, Französisch zu sprechen, das Wegfallen der französischen Presse, des französischen Münzgeldes und der französischen Briefmarken. Ladenschilder und Straßennamen werden germanisiert, ebenso wie die Namen von Städten und Dörfern, die Vor- und Nachnamen. Französische Statuen werden abgeschraubt, Kriegerdenkmäler germanisiert, Vereine aufgelöst, das Bistum Straßburg und Metz unter Kontrolle gebracht, Bibliotheken von allen französischsprachigen Werken gesäubert… Jede Spur der Verbundenheit mit Frankreich muss beseitigt werden.

Diese Germanisierung vollzog sich auch durch die willkürliche Vertreibung aller Subjekte, die als unerwünschte oder „nicht zu verdeutschende“ Menschen eingestuft wurden: Juden, Nordafrikaner, Asiaten, eingebürgerte Franzosen, und allgemein franzosenfreundliche und französischsprachige Personen.

Das Departement Moselle verlor daher mehr als 100.000 Einwohner und das Elsass 35.000. Im Grunde aber strebten die Gauleiter mehr als eine lediglich auf Verwaltungs- und Wirtschaftsebene beschränkte Integration dieser Provinzen in das Reich an. Ihr Ziel bestand darin, Elsass und Moselle in nazistische Territorien zu verwandeln. Demzufolge siedelte sich die NSDAP an und die parteiabhängigen Organisationen kontrollierten den sozialen, kulturellen und politischen Raum. Der Polizeistaat bzw. der repressive Staatsapparat wird in den annektierten Territorien nach und nach aufgebaut.

Die ganze Bevölkerung befand sich wie eingeklemmt im Geflecht der NS-Gleichschaltungsmaßnahmen. Die Massenorganisationen warben die Menschen je nach Alter, Geschlecht oder Beruf. Das Erziehungswesen, die Kultur, die Kirche oder die Freizeitaktivitäten unterlagen der ständigen Kontrolle durch die NS-Behörden. Allerlei Einschränkungen wurden der Bevölkerung auferlegt: Rationierungen,  Sammeln von Metallschrott und alten Stoffen, Spendenaktionen für die Winterhilfe und für die Front. Verbote und Pflichten häuften sich an.